Samstag, 22. Dezember 2012

in mezzo.

vor wochen war beppe zurück nach sizilien gefahren, alleine. geld auftreiben.
zozza war bei ambrogio und gianni untergekommen, im leerstehenden hotelkomplex am dorfrand.
capotesta.
ihre erleichterung über sein verschwinden, samt flasche und wutanfälle, feierte sie ausgelassen am warmen kamin.
endlich wieder einen vollen magen, zuneigung und gelächter.

die angst verflog; alles vergessen- bis gianni vom markt  in santa teresa kam. mittags im februar.
"beppe é tornato. sta per arrivare..."
zozza hatte kalt. gespenster im kopf. sie übte kurze klare sätze. " non ti amo. mi spiace." ambrogio beschäftigte sich mit allerlei. finster im haus unterwegs. gianni kochte sugo.
dann war beppe da. eigentlich sah er noch immer aus wie er. trotzdem: unheimlich. unheimlich fremd. er stand vor ihr. forderte eine begrüssung ein. sie stotterte. ohnmacht im ganzen körper.

unterdessen waren gianni und ambrogio längst hinzugekommen: laute, schnelle worte, gelächter, schulterklopfen füllten den raum. zozza schwieg. atmete und wartete auf den richtigen moment. der kam nicht. ihre worte platzten aus dem nichts.
" ti lascio."
später war die stille und die angst nur noch in erinnerungsfetzen zu finden.
keine worte, nur diabilder und etwas, das sich atmosphäre nennt.

eine harpune in beppes hand.
das herausgerissene wandtelefon.
ein leere flasche wodka.
der hörer an beppes mund: "mamma! perché?"
zozza zwischen wand und spühle eingeklemmt.
die zerbrochene flasche an ihrem hals.
das tier knurrte. zähnefletschen.
nichts.
herzklopfen. atmen. zozza sitzt mit der hündin im dickicht. zittern.
überall schritte. rufen. sie sitzen, warten. atmen. überleben.

beppe war irgendwann weg- unterwegs ins dorf. es war nacht. sie ging nicht mehr zurück.
als der morgen kam, war sie unterwegs. nachhause.



Montag, 17. Dezember 2012

intermezzo. vorweihnachtliches.



eines tages, kurz vor weihnachten kam ein freizeit-krishna ins valle. zozza kam gerade mit frischem salz und rosmarin vom berg herunter, richtung terza valle. da stand er am eingangsfelsen.
eigenartiger vogel, lispelte mit mailänderakzent und wollte partout nicht die hand zur begrüssung geben.
zozza stand mit ausgestreckter leerer hand da, staunte und liess ihn stehen.
er folgte ihr. plapperte ununterbrochen. ungeniert trat er in ihre höhle, sah sich neugierig um. dann begutachtete er argwönisch den hund: "ma, sta'cania, è vegetariana?" "
zozza war verblüfft, sprachlos. einzig der metzger brachte dem tier etwas sympatie entgegen, sodass zozza zweimal wöchentlich im dorf fleisch und knochenabfälle mitnehmen durfte. " ma pensa-te!"
auf dem markt um gemüseabfälle betteln, nein, sie kannte die marktfahrer schon.
des krishnas schimpftirade samt vortrag über aasfresser und karma zog sich kompliziert in die länge. zozza lachte bloss leise.

tage später bot sich gelegenheit zu antworten:
wie immer, frühmorgens um halbsechs, hüpfte der mann chantend in hörweite herum. zozza hatte schlecht geschlafen, ihre nieren schmerzten seit zwei-drei tagen. " hare krishna, krishna krishna , hare, hare" zozza rief nach dem tier: "...gang go luege!" das reichte. die hündin rannte in richtung morgensänger, bellend.
krishna verlor die fassung und abends war er weg: unterwegs nach mailand. er war bankangestellter.